Die geschnitzten Lebenserinnerungen wirken wie aus einem Puppenheim – freilich ohne die Note der Frauenemanzipation, wie es Ibsens „Nora“ anspricht.
Mit ihrer erzählenden Kunst handelt die 35-Jährige die klassischen Bildhauer-Aufgaben ab: Porträtbüste, sitzende und stehende Figur, Relief. Die scheinbar naturnah modellierten Gesichter und Hände, die realistischen Gesten und Körperformen greifen zurück auf eine längst obsolet gewordene Abbildfunktion der Kunst – allerdings nur scheinbar. Denn mit den immer gleichen Gesichtern, den wiederholten statuarischen Haltungen bringt die Künstlerin einen seriellen Aspekt in ihr Werk.
Und mit den seltsamen „Bekleidungen“, den Applikationen aus Stoff, Haar, Papier, Folie, sogar Eierschalen, kommt noch etwas anderes ins Spiel – etwas, das an Reliquien oder Votivtafeln erinnert, etwas Magisches, wie es Fetische haben. Die Kunsthistorikerin Ulrike Knoefeld-Trost weist in ihrem Begleittext zur Ausstellung daraufhin.
Auch die streng axiale Ausrichtung der Skulpturen – bis auf die Hasen sind alle Figuren nach vorn gewandt und schauen unbeirrt geradeaus – passt dazu; altägyptische Totenfiguren etwa sind ebenso starr und schematisch gearbeitet. Christiane Osann scheint mir ihren Skulpturen auf eindrucksvolle Weise etwas zu beschwören – vielleicht Zugehörigkeit, Erinnerung, Kontinuität der Existenz.
von Angela Bachmair über die Bildhauerin Christiane Osann – Artikel aus der Augsburger Allgemeinen vom …..